Die Gemündener Schule wurde am 14. Oktober 1912, zu Beginn des Wintersemesters, bezogen. Hier Auszüge aus der Schulchronik: „Gegen zwei Uhr am Nachmittag nahmen die Kinder der einzelnen Klassen in geschlossenen Reihen Aufstellung auf dem alten Schulhof. Im Anschluss an das Wort „Kommt, lasst uns unseren Kindern leben“ hielt der Hauptlehrer Kohl eine kurze Ansprache. Allen denen, die zum Gelingen des Neuen, dem Unterricht und der Erziehung der Kinder dienenden Werkes beigetragen, der königlichen Regierung, bis zum einfachsten Arbeiter herab, wurde in freudiger Genugtuung dankbar gedacht. Unter Vorantritt des Herrn Geistlichen und städtischen Kollegien bewegte sich der Kinder- und Festzug über den Steinweg nach der neuen Schule. Vor dem Portal des imposanten Gebäudes angekommen, fand das Gefühl des Dankes in dem Liede „Danket dem Herrn“ pflichtschuldigen Ausdruck.
Aufrichtige Segenswünsche
Herr Bürgermeister Möbus gab der Freude über die der Bildung und Erziehung der Bürgerkinder dienende Neuschöpfung im besonderen sowie über die vorteilhafte Entwicklung seiner Vaterstadt freudigen und dankbaren Ausdruck unter aufrichtigen Segenswünschen für Lehrer und Schüler. Der Ortsschulinspektor, Herr Pfarrer Rüger, hielt die Weihrede; er legt seinen Ausführungen über die Bedeutung der Feier und den Zweck christlichen Unterrichts und christlicher Erziehung das Wort zugrunde: „Mein Haus soll ein Bethaus sein!“ Den Schlussakt der bescheidenen Feier bildete die Überreichung des Schlüssels zu dem stattlichen Schulgebäude durch den Bürgermeister an den Ortsschulinspektor und die Weitergabe durch diesen an den Hauptlehrer. Letzterer dankte und knüpfte an den Empfang den Wunsch: ’Möge es uns Lehrern gelingen, einen zweiten Schlüssel zu finden, nämlich den Schlüssel zu den Herzen unserer Kinder, aus Liebe und Sanftmut gefertigt.’ Nachdem die Kinder in ihren Klassenräumen Platz genommen, fand die gehobene Stimmung in begeistertem Gesang Ausdruck, womit die Einweihungsfeier einen würdigen Abschluss fand. Das schöne neue Schulgebäude, an stillem und geschütztem Orte gelegen, umgeben vom geräumigen Schulhof, bildet eine Zierde unserer Stadt. Die innere Einrichtung und Ausstattung ist einfach aber geschmackvoll gehalten und entspricht allen Anforderungen der neueren Pädagogik und Hygiene. Die Maurerarbeiten führte Christian Kraft aus, der Zimmermann war Peter Gleim, die Schreinerarbeiten leistete Friedrich Möbus und Genossen. Die Leitung des Schulbaus lag in den bewährten Händen des Herrn Architekten Welter Frankenberg.“ (nh/jpa)
Frankenberger Zeitung, 9.Juni 2012
• 14./15. Jahrhundert: Erste Erwähnung einer Lateinschule in Gemünden.
• 1838: Vereinigung zur Evangelischen Stadtschule aus der Zusammenlegung von reformierter
Knabenschule, reformierter Mädchenschule und lutherischer Knaben- und Mädchenschule.
• 14. Oktober 1912: Einzug in das neue Schulgebäude.
• 1. Weltkrieg: Einberufung von Lehrern in den Krieg; Nachbarschulen müssen mitversorgt werden.
• November 1945: Schulbetrieb beginnt nach Kriegsende wieder.
• 1. April 1949: der Volksschule Gemünden wird ein Mittelschulzweig angegliedert; für den Raum Bunstruth und Orte der angrenzenden Landkreise Fritzlar-Homberg und
Ziegenhain entsteht ein Bildungsangebot, das den mittleren Abschluss (Mittlere Reife) ermöglicht.
• bis 1958: die Mittelstufenklassen werden in der Holzbaracke am Struthweg untergebracht.
• 7. Mai 1959: Einzug in den neuen Erweiterungsbau mit sechs neuen Klassenräumen, einer Lehrküche und Verwaltungsräumen.
• 1963 bis 1966: Landschulreform: ein- und zweiklassige Schulen der umliegenden Ortschaften
werden aufgelöst; die Mittelpunktschule Gemünden entsteht aus den Schulen Grüsen, Sehlen, Battenhausen, Dodenhausen und Schiffelbach; aus 19 Dörfern kommen die Schüler nach Gemünden.
• 1965: zweiter Erweiterungsbau, Anbau von drei neuen Klassenräumen; das neunte Schuljahr wird als Pflichtklasse eingeführt.
• 1967: Neubau eines Fachklassentrakts mit neuen Verwaltungsräumen.
• 1968: Bau der Turnhalle Dietrichskehle; zuvor findet der Sportunterricht teilweise in der Gaststätte
Sagel statt; Errichtung eines Schulpavillons mit zwei Klassenräumen.
• 1975: Schulpartnerschaft mit dem College „Marcel Proust“ in Illiers/Combray.
• 1983: Einwei hung der Sport- und Kulturhalle.
• 1991: Aufstockung Verwaltungstrakt. Ganztagsangebot beginnt
• 1992: Einführung der Betreuten Grundschule.
• 1995: Einweihung des Neubaus mit elf neuen Klassenräumen.
• 1. August 1999: Einweihung des Holzpavillons auf dem Westhof mit zwei neuen Klassenräumen.
• Schuljahr 2004/05: Einführung des freiwilligen Ganztagsangebots an der MPS Gemünden.
• 26. Oktober 2007: Einweihung des Um- und Anbaus im Zuge der Einführung des freiwilligen
Ganztagsangebots; Umbenennung der Schule in Cornelia-Funke-Schule (CFS).
(nh/jpa)
HNA, 14.06.2012